Berlioz-Oper fesselt 700 Zuhörer

BERLIOZ-OPER FESSELT 700 ZUHÖRER

Jutta Schreiber-Lenz, Solinger tageblatt vom 14.06.2018

„Verrückt“ war das Attribut, das Peter Kuhn bei seiner humorvollen und ambitionierten Moderation durch den Abend immer wieder benutzte: Der Generalmusikdirektor fungierte nicht nur als musikalischer Gesamtleiter und sensibler Dirigent durch die komische Oper von Hector Berlioz beim 9. Philharmonischen Konzert am Dienstagabend. Kuhn nutzte auch sein narratives Talent, zwischen den Gesangsnummern kurz in die folgende Handlung einzuführen.

Die musikalischen Einfälle von Berlioz für sein letztes großes Werk „Béatrice et Bénédict“ begeisterten das Solinger Publikum ob ihrer spannenden und schillernden Farbigkeit. Mit Fantasie und Komponier-Begeisterung für das bis dato Ungewöhnliche setzte der französische Komponist seine „imprévus“, seine unvorhersehbaren Wendungen im Klangfluss, reichlich ein und schuf damit ein Werk, das vor außerordentlichem Esprit und Witz sprüht.

Ins Libretto eingefügte Szene sorgte für Überraschungsmoment

Die Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Peter Kuhn servierten vor rund 700 Zuhörern im Konzertsaal eine konzertante Version der vertonten Komödie von Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Gut gelaunt tauchten sie in die musikalische Umsetzung der feinen Ironie ab, mit der hier das romantische Literatur-Sujet „Liebe“ vorgeführt wird. Dabei war auch der Chor der Bergischen Symphoniker, der mal als trinkfreudiges Volk, mal als mahnender Wächter auftrat – und auch mal als probender Chor, der sich in einem Intermezzo von dem darüber ungehalten Komponisten dieses Stückes kräftig und lautstark zurechtstutzen lassen musste.

Diese Szene, von Berlioz in das Libretto eingefügt, war einer der vielen kleinen Überraschungsmomente, die das Publikum zum Schmunzeln brachten – und zugleich die Schauspieltalente des Bass-Solisten unter Beweis stellte. Mit fünf Kollegen agierte er in dem amüsanten Spiel, bis das „psychologische Seelen-Gestrüpp“ der bis dato Erzfeinde Béatrice und Bénédict entwirrt war und die Liebe zueinander endlich sichtbar wurde.

Annika Boos, Jocelyn Rechter, Eleonore Marguerre, Uwe Stickert und Marek Reichert überzeugten durch strahlende und ausdrucksstarke Stimmen, die sich in schmelzenden Arien wie der der Hero bei ihrem Liebeslied zu Anfang zeigten. Oder dem zänkischen Duett der Hauptfiguren, das eher als Duell daherkam.

Donnernden Applaus gab es am Schluss reichlich, auch für Stephanie Schlüter, die nun bereits zum zweiten Mal am Leitungspult des bergischen Chores stand.