Pressebeitrag

REQUIEM FÜR EINEN STUHL

Carsten Stoffel, Solinger Bote http://solinger-bote.de/nachrichten/2015/04/22/solingen-requiem-fuer-einen-leeren-stuhl/ vom 22.04.2015

Solingen: Requiem für einen leeren Stuhl

Solingen/ Messa da Requiem von Guiseppe Verdi stand gestern Abend auf dem Spielplan der Bergischen Symphoniker. Es war das 8. Philharmonische Konzert in diesem Jahr. Für die meisten Besucher und Aufführende war es aber ganz sicher ein ganz besonderes Konzert.

Als Gioachino Rossini 1868 starb, versammelte Verdi zwölf der bedeutendsten Komponisten jener Zeit um sich, um eine „Messa Rossini“, als Totenmesse in Form einer Gemeinschaftskomposition zu schaffen. Das Projekt scheiterte, da eine Aufführung nicht zustande kam. Das Werk und das Thema, bei dem Verdi das „Libera me“ vertonte, geriet in Vergessenheit.

Erst 1873, mit dem Tod des Dichters Manzoni, offerierte Verdi der Stadt Mailand eine Messe zu Ehren des Dichters, den Verdi schon zu Lebzeiten sehr verehrte. Pünktlich zum ersten Todestag, am 22.Mai. 1874, wurde das Werk „Messa da Requiem“ in der Kirche San Marco uraufgeführt. Zwar war die Messa da Requiem nie für den liturgischen Gebrauch der Kirche bestimmt, textlich und im Ablauf orientiert sie sich aber an der klassischen Totenmesse der römisch-katholischen Liturgie.

Dies sollte für den gestrigen Abend eine ganz besondere Bedeutung erfahren. Ein Raunen ging durch den Saal und ein eiskalter Schauer überfuhr sicherlich viele Besucher, als Generalmusikdirektor Peter Kuhn erklärte, dass ein Stuhl heute leer ist. „Er ist leer und er wird auch noch eine ganze Weile leer sein“. Der Dirigent verkündete ein tragisches Schicksal. Das der ersten Violine Natalia Sergeeva, die im Alter von nur 36 Jahren, kurz nach der Geburt ihres Kindes, am 2.April, an unerwarteten Komplikationen verstarb. Mit einer Blume auf dem leeren Stuhl gedachten die Musiker ihrer Kollegin. „Es hat sich bei diesem Requiem auch bei uns eine Menge aufgestaut“, so Kuhn, der über ein Mikrofon und mit bewegter Stimme direkt zu den Konzertbesuchern sprach.

Diese bedrückende Stimmung einer Totenmesse zog sich dann auch wie ein roter Faden durch die nahezu fehlerfreie Aufführung des Verdi-Requiems, welches neben den Bergischen Symphonikern auch vom Chor der Bergischen Symphoniker, dem NRW Jugendchor, sowie den Solisten Rossella Ragatzu, Sopran; Bettina Ranch, Mezzosopran; Hector Sandoval, Tenor; Yoo-Chang Nah, Bariton aufgeführt wurde.

Auch bei ihrem 8. Konzert in diesem Jahr stellten die Bergischen Symphoniker ihr besonderes Können heraus. Chor, Orchester und Solisten wirkten perfekt und machten die Aufführung zu einem gelungenen Konzertabend, der sicherlich vielen Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Es war Bundesliga-Niveau, bei dem lediglich Tenor Hector Sandoval in der eigens für Tenor geschriebenen Arie Ingemisco schwächelte.