Frühlingserwachen in klangvollen Farben

FRÜHLINGSERWACHEN IN KLANGVOLLEN FARBEN

Stefanie Bona, Bergische Morgenpost vom 15.04.2016

Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“ präsentierten die Bergischen Symphoniker in ihrer ganzen Pracht und Farbigkeit. Die Konzertgäste hörten den Sommerwind rauschen, den Bach plätschern und spürten genauso die leise Melancholie der Endlichkeit. Dafür gab es am Mittwochabend beim achten Philharmonischen Konzert der aktuellen Saison im gut besuchten, aber nicht ausverkauften Teo Otto Theater brausenden Applaus. Generalmusikdirektor Peter Kuhn, der zum allgemeinen Schmunzeln mit dem Taktstock im Mund zwischen Pult und Hammerflügel zur Begleitung der Rezitative hin und her wechselte, hatte den Chor der Symphoniker, Musiker und drei exzellente Gesangssolisten zu einer gut abgestimmten Einheit geformt. Das Oratorium mit eher weltlichem denn geistlichem Bezug erklang nuanciert, so dass die lautmalerische Beschreibung der Natur glanzvoll zum Tragen kam.

In seinem Spätwerk mit einem aus heutiger Sicht etwas zuckrigen und sperrigen Libretto Gottfried van Swietens hat Haydn facettenreich den Lauf der Jahreszeiten beschrieben, angefangen von der erwachenden Vegetation über glühende Sommerhitze mit sich entladendem Gewitter bis hin zu Frost und Eis. Chorleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock hatte die Sängerinnen und Sänger sorgfältig mit den Klippen des Werkes vertraut gemacht. Sehr harmonisch und aufmerksam agierten sie mit den Solisten und überzeugten ganz besonders beim schwungvollen, mitreißenden Jagdchor im dritten Teil des Werks und genauso beim gemeinsam mit dem Solisten-Terzett inniglich gesungenen Chorgebet „Sei nun gnädig, milder Himmel“. Auch die zahlenmäßig etwas schwächer besetzten Männerstimmen behaupteten sich gut. Ein guter Griff gelang Peter Kuhn mit den Solisten. So war das Duett der Hanne und des Lukas einer der Höhepunkte des Abends.

Die stimmlich starke, mit blitzsauberen Koloraturen bestechende Sopranistin Annika Boos und der bewegliche Tenor von Uwe Stickert verkörperten an dieser Stelle überzeugend das einfache Landleben. Torben Jürgens Bass war etwas weniger tragend, aber mit einer hervorragenden Artikulation wie für die Rezitative geschaffen.

Das Orchester agierte dynamisch, wo es sein musste zurückhaltend, und bewies seine Qualitäten für ein solch großes Chorkonzert.

Quelle: RP