Uli Eick-Kerssenbrock mit Rührung verabschiedet

ULI EICK-KERSSENBROCK MIT RÜHRUNG VERABSCHIEDET

Jutta Schreiber-Lenz, Solinger Tageblatt vom 08.10.2017

Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) hätte lieber das Medium der Musik gewählt, um sich angemessen von Ulrich Eick-Kerssenbrock, dem Ende August verstorbenen Leiters der Musikschule, zu verabschieden. So sagte er es zu Beginn seiner Rede bei der offiziellen Gedenkfeier der Stadt. Die Worte, die er schließlich fand, um den „engagierten Musikschulleiter, charismatischen Musikpädagogen, genialen Pianisten und warmherzigen Menschen“ zu würdigen, trafen den Kern: „Für Ulrich Eick-Kerssenbrock standen immer die Musik und der unermüdliche Einsatz für sie im Vordergrund“, sagte er spürbar bewegt. „Sich selbst mit seiner offensichtlichen Krankheit hinten anzustellen, um bis zuletzt mit voller Kraft für seine Schüler und deren Bedürfnisse und Förderung da sein zu können – das spricht Bände.“

Viele waren am Sonntagvormittag in den Konzertsaal gekommen, um an der Gedenkfeier für Ulrich Eick-Kerssenbrock teilzunehmen. Die rund 600 gestellten Stühle im Saal waren nahezu voll belegt, unter anderem von Vertretern der Politik, der Verwaltung, Musikschülern, deren Eltern und von den Kollegen.

Sein Vermächtnis sei die Begeisterung für Musik, mit der er so viele junge Leute – aber auch ältere – entflammt habe, sagte auch Diethelm Goldacker, stellvertretender Schulleiter der Musikschule. Seinem „Baby“, dem Jugendsinfonieorchester, widmete er seine liebevollen Motivationskünste. Mit seinem Eintritt in die Schule baute er es aus dem Nichts innerhalb weniger Jahre zu einem 70-köpfigen Ensemble aus. Es gehört heute bundesweit zu den sechs Besten Jugendorchestern. Sein Einsatz galt auch dem Chor der Bergischen Symphoniker, den er erfolgreich „wiederbelebte“. Längst ist der wieder zu einer festen Größe in der Kulturlandschaft geworden.

Das Motto der Gedenkfeier lautete: „Music was my first love“

Was also konnte richtiger sein, als Musik in den Mittelpunkt der Stunde zu stellen, die zu einem großen Teil von Schülern „seiner“ Musikschule bestritten wurde? Instrumental-Ensembles, ein Chor und eine Kammersängerin breiteten einen farbigen Klangteppich aus – gewebt aus Lieblingsstücken von Eick-Kerssenbrock, zu denen er auf besondere Weise eine enge Beziehung hatte.

Das Sinfonische Blasorchester unter Benedikt Frackiewicz stellte nach dem wehmütigen swingenden „Riflessi“ von Michele Netti das Motto der Feier „Music was my first love“ musikalisch vor. Ein fulminanter, beschwingter, anrührender letzter Gruß war das. Es folgte das Jugendsinfonieorchester, geleitet von Elias Jurgschat, das mit Arturo Márquez‘ „Danzon No. 2“ das Glanzstück des Vormittags lieferte. Dafür gab es spontan tosenden Beifall – in einer Mischung aus Begeisterung, Dankbarkeit und Rührung.

Den anschließend aufgeführten letzten Satz des „Deutschen Requiems“ von Brahms hatte Eick-Kerssenbrock vor einem knappen Jahr noch selbst dirigiert: Im November waren die Bergischen Symphoniker mit ihrem Chor zu Gast in der Ohligser Kirche St. Joseph und führten dort das Gesamtwerk auf.

„Uli war ganz aus dem Häuschen, dass dieses Stück auf dem Spielplan stand. Er liebte es“, erinnerte sich Goldacker. Im Übrigen sei Arbeit bei ihm trotz aller Zielstrebigkeit immer mit viel Humor und Spaß verbunden gewesen. „Eine Probe, in der nicht wenigstens einmal schallend gelacht wird, ist eine verschenkte Probe“, zitierte er den Verstorbenen.

Der Schluss gehörte einer vielleicht weniger bekannten Passion Eick-Kerssenbrocks: seinem Faible für leichte Muse. Er tourte als Pianist mit der Schauspielerin und als Zarah-Leander-Rezitatorin beliebten Sängerin Karin Pagmár. Mit „Wo sind die Clowns?“ und „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ verabschiedete sich seine langjährige künstlerische Weggefährtin tief bewegt.

ULRICH EICK-KERSSENBROCK
PERSON Ulrich Eick-Kerssenbrock wurde in Bonn geboren, studierte an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf Klavier. Als zweite Ausbildung kam Chorleitung an der Landesmusikakademie in NRW dazu.

BERUF 2007 kam er an die Musikschule nach Solingen. Zunächst als Fachbereichsleiter für Tasteninstrumente sowie als Leiter des Jugendsinfonieorchesters. 2009 wurde er zum Chef der Musikschule an der Flurstraße ernannt. Ulrich Eick-Kerssenbrock ist nur 50 Jahre alt geworden.