350 ZUSCHAUER FEIERN FREDERIEKE SAEIJS
Daniel Diekhans, RGA vom 02.06.2017
Frederieke Saeijs unterstützte die Symphoniker beim 9. Philharmonischen Konzert.
Die niederländische Geigerin Frederieke Saeijs hat mit vielen bedeutenden Orchestern in Europa gespielt und weiß: Ohne Begleitmusiker, die einen stützen und antreiben, kann kein Solist glänzen. Besonders, wenn es um Benjamin Brittens Violinkonzert von 1940 geht, das der Virtuose Jascha Heifetz einst als „unspielbar“ ablehnte. Wohl deshalb applaudierte Saeijs genauso enthusiastisch wie die 350 Zuhörer, nachdem sie das Werk mit den Bergischen Symphonikern gestemmt hatte. Kräftig schüttelte sie Konzertmeister Mihalj Kekenj die Hand, und als Dankeschön an das ganze Orchester überreichte sie Bratschistin Carol-Ann HabichTraut ihren Blumenstrauß.
Zuvor hatte sie ihrem Publikum gezeigt, was in ihrer Guarneri-Geige steckt. Herrlich reine Flageoletts, die sie gekonnt mit Doppelgriffen und Pizzicato-Einsätzen kombinierte. Die Symphoniker standen hinter ihrer Spiellaune nicht zurück. So ging es einträchtig durch die langsamen Kantilenen des Kopfsatzes und hinein in den Mittelteil mit seinem spanischen Kolorit. Saeijs legte aberwitzig schnelle Läufe hin, während sie den Rhythmus mit den Füßen stampfte. Tänzerisch war auch das Finale mit einer „Passacaglia“, bei der neben der Geige Blechbläser und Pauken eine prominente Rolle spielten. Das letzte Wort hatte die Solistin mit einer Melodie zwischen Dur und Moll, garniert mit Trillern und breiten Bogenstrichen.
Trompeter marschiert mitten im Spiel los
Dem jubelnden Publikum blieb sie nichts schuldig – und bedankte sich mit zwei Zugaben. Beschwingt spielte sie Eugène Ysayes „Obsession“. Ein „Andante“ von Bach legte sie als lyrisch-gefühlvolles Gegenstück an. Sopranistin Banu Böke hatte man zuletzt beim französischen Programm des 8. Philharmonischen Konzerts gehört. Mit Bariton Alejandro Marco-Buhrmester und dem Chor der Bergischen Symphoniker sang sie „Dona nobis pacem“. Diese Kantate schrieb Ralph Vaughan Williams in den 1930er Jahren als Warnung vor dem drohenden Zweiten Weltkrieg. Das Anti-Kriegs-Werk ist aktueller denn je, und ähnlich wie bei Brittens Violinkonzert fragt man sich, warum es so selten aufgeführt wird.
Bei einem englischen Programm darf Barockmeister Purcell nicht fehlen. Gespielt wurde sein Trauermarsch für Queen Mary. Oberhalb des Orchesters standen zwei Trompeter – und einer marschierte mitten im Spiel los. Den Symphonikern gelingt es einfach immer wieder, ihr Publikum zu überraschen.