500 ZUHÖRER ERLEBEN INNIGKEIT UND LEIDENSCHAFT
Daniel Diekhans, RGA vom 24.11.2022
Mozarts Requiem ist die wohl ergreifendste Trauermusik, die sich denken lässt. Dass Mozart während der Arbeit am Requiem erkrankte und vor dem frühen Tod seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr letzte Hinweise zur Fertigstel- lung gab, verleiht dem Werk einen legendären Ruf.
Beim 4. Philharmonischen Konzert war die Anziehungskraft des Requiems offensichtlich. Im Theaterfoyer gab es fast kein Durchkommen mehr, und 500 Gäste füllten den Saal. Die Publikumserwartungen erfüllten Chor und Orchester der Bergischen Symphoniker unter Leitung von GMD Daniel Huppert durch eine Aufführung, die Innigkeit ebenso viel Raum gab wie Leidenschaft, Die Dramatik des Ganzen ließ schon das Orchestervorspiel ahnen, und daran knüpften die 60 Choristen mit einem fein austarierten „Kyrie“ an. Im Verbund mit dem „Christe“-Thema ergab sich eine Doppelfuge, die durch ihre Transparenz gefiel. Getragen von den Bläsern, kündigte der Chor in „Dies irae“ das Jüngste Gericht an. Eindringlich war die Textausdeutung von „Rex tremendae“ und steigerte sich zur Bitte um Erlösung: „Salva me!“
Für Chorleiter Witolf Werner gab es einen Extra-Applaus Der Gipfel aber war „Lacrimosa“ – das letzte Stück, das Mozart komponiert hat, Die sanften, warmen Stimmen ließen Molltöne aus der Tiefe aufsteigen. Ganz im Sinne der Mozart-Interpreten, die die melodische Bewegung als Bild für den Aufstieg der Seele aus dem Grab hinauf zum Jüngsten Gericht nehmen.
Den passenden Kontrast bot das . „Offertorium“. Hier überzeugten Sängerinnen und Sänger mit kraftvoll-kompakten Einsätzen. Eine ähnlich hohe Energie durchströmte auch den Schluss, der — ein Einfall des Bearbeiters Süßmayr – die Musik des „Kyrie“ aufgreift.
In das Zusammenspiel von Chor und Orchester fügten sich die Solisten gut ein. Mit ihrer beweglich-nuancierten Stimme erfüllte Amelie Müller die Sopranpartien mit Leben. Überzeugend agierte ebenfälls Altistin Lucie Ceralovä, die man von den Kirchenkonzerten der Bergischen Symphoniker kennt. Mehr als solide waren die Beiträge von Tenor Bryan Lopez Gonzalez und Bass Yoo-Chang Nah.
Mit tosendem Beifall feierte das Publikum alle Beteiligten. Einen Extra-Applaus gab es für Chorleiter Witolf Werner, der das Requiem einstudiert hatte.