BERGISCHE SYMPHONIKER ZEIGEN SICH „VERY BRITISH“

Klaus Günther, Solinger Morgenpost vom 01.06.2017

Beim jüngsten Konzert hatte Peter Kuhn die Zuhörer nach Frankreich in ländliche Idyllen geführt. Am Dienstagabend ging es beim 9. Philharmonischen Konzert nun nach England zu ernsteren, aber nicht minder faszinierenden musikalischen Erlebnissen.

Es begann mit einem Trauermarsch, den der englische Barockmeister Henry Purcell 1694 zur Beisetzung von Queen Mary II. komponierte. Die beliebte Königin, die ihren verhassten Vater James II. abgelöst hatte, wurde nur 33 Jahre alt. Mit Pauken, Trompeten und Posaunen war es ein feierlicher Einstieg in den Konzertabend.

Nach Purcell mussten die Engländer 200 Jahre warten, bis sie mit Benjamin Britten (1913 bis 1976) wieder einen Komponisten von Weltruf feiern konnten. Seinen Ruhm verdankt Britten in erster Linie seinen Opern wie „Peter Grimes“, „The turn of the screw“ und „Der Tod in Venedig“.

Die Solo-Geigerin bewältigt ihre Aufgabe vollendet

Sein 1939 entstandenes Violinkonzert ist weniger bekannt. Die Besucher im 9. Philharmonischen Konzert erlebten es als ein ungewöhnliches Werk seiner Art, welches dem Orchester wie der Sologeige höchst anspruchsvolle, aber durchweg brillante Aufgaben bot. Dass der berühmte Geiger Jascha Heifetz es als unspielbar bezeichnete, macht klar, welche Schwierigkeiten der Solopart bietet.

Mit Frederieke Saeijs hatten die Bergischen Symphoniker eine Solistin, die ihre Aufgabe vollendet bewältigte. Sie errang zahlreiche Preise und spielte bereits mit bedeutenden Orchestern in Europa. Sie begeisterte die Solinger Musikfreunde nicht durch nur ihre Virtuosität – das Konzert wimmelt von Flageoletts, Doppelgriffen und Piccicati – sondern besonders auch durch den in langen Kantilenen herrlichen Klang ihrer Guarneri-Geige. Für den stürmischen Beifall dankte sie mit einem poetischen Stück für Solovioline von Eugène Ysaye.

Erst spät, nach Studien bei Max Bruch und Maurice Ravel, begann Ralph Vaughan Williams (1857 bis 1958) zu komponieren. Inspirieren ließ er sich dabei von der Folklore seiner englischen Heimat und von geistlicher Musik des Barock. Seine Kantate „Dona nobis pacem“ entstand 1936. Das bewegende Werk ist Ausdruck seiner tiefen Sehnsucht nach Frieden – Vaughan Williams war Freiwilliger im Ersten Weltkrieg.

Peter Kuhn hatte die Kantate an den Schluss der musikalischen Englandreise der Symphoniker gestellt. Neben dem Orchester waren hierfür der Chor der Bergischen Symphoniker (Einstudierung: Ulrich Eick-Kerssenbrock) und zwei Gesangssolisten aufgeboten. Mit innigem Ausdruck und leuchtendem Sopran begann Banu Böke mit „Agnus Dei“. Der Chor begleitete sie, beschwörte aber gleich darauf die Gräuel des Krieges. Der Bariton rief nach Versöhnung, begleitet aber später die Grablegung Gefallener.

Alejandro Marco Buhrmester sang die Texte von Walt Whitman markant und stimmlich überzeugend. Unter der sorgsamen Leitung von Peter Kuhn machten alle Mitwirkenden die Kantate zu einem tief beeindruckenden Erlebnis. Mit „Pace – Frieden“ hatte der Sopran das letzte Wort.