CHOR UND BERGISCHE SYMPHONIKER BEGEISTERTEN MIT MUSIKALISCHEN FRIEDENSGEBETEN
Daniel Diekhans, Remscheider Generalanzeiger vom 06.11.2014
Klangschöne Stimmen und mitreißende Instrumentalmusik – beides bot das Kirchenkonzert „Verleih uns Frieden“ am Dienstag. In der Lutherkirche führten Chor und Orchester der Bergischen Symphoniker musikalische Friedensgebete aus Vergangenheit und Gegenwart auf.
Der Anlass war ernst. Bekanntlich begann vor 100 Jahren der Erste Weltkrieg. Der Zweite Weltkrieg brach vor 75 Jahren aus. Und die Bitte um Frieden ist aktueller denn je. Fast täglich hört und liest man von den Kriegen im Irak und in Syrien.
Den roten Faden des Konzerts bildete Martin Luthers Kirchenlied „Verleih uns Frieden gnädiglich“, das nach dem gregorianischen Gesang „Da pacem Domine“ entstand. Der Chor stellte Luthers Text in Vertonungen von Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Mit Arvo Pärts „Da pacem Domine“ schloss sich der Kreis. Heinrich Schütz „Verleih uns“ wurde als Teil der „Geistlichen Chormusik 1648“ veröffentlicht – einer Sammlung, die das Ende des 30-jährigen Krieges feierte.
Zusammen mit den Streichern des Orchesters gelang dem Chor eine dichte, druckvolle Version der Motette. In mehrstimmigem Crescendo wurde der Frieden beschworen. Dass Chorleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock den Sopran anfangs nach oben korrigieren musste, blieb eine Ausnahme. Das Bibelwort „Die mit Tränen säen werden mit Freuden ernten“ wurde überzeugend interpretiert. Die gut disponierten Stimmen reagierten auf kleinste Fingerbewegungen des Dirigenten.
Im Gegensatz zu Schütz bevorzugt Mendelssohn bei seiner Version des „Verleih uns Frieden“ eine einfache Struktur. Dafür ist der Ausdruck hier umso inniger. Hinzu kommt eine subtile Instrumentation. Beim Konzert machten Celli, Fagotte und Bass den Anfang. Die Männer intonierten das Thema. Begleitet von Bratschen und Holzbläsern setzten die Frauen ihre Stimmen dagegen. Die Violinen verstärkten das Ensemble. Die Vereinigung von Männer- und Frauenchor im Gleichklang hatte einen großartigen Effekt.
CHOR UND ORCHESTER KONNTEN UNABHÄNGIG VONEINANDER GLÄNZEN
Außer den Friedensgebeten standen Werke auf dem Programm, bei denen Chor und Orchester unabhängig voneinander glänzen konnten. So kamen die Stimmen bei Max Regers „Geistlichen Gesängen“ ohne Begleitung aus.
Diese A-cappella-Choräle verdanken ihre Entstehung dem Kriegsausbruch 1914. Als Friedensmusik sollten sie erst nach Ende des 1. Weltkriegs veröffentlicht werden. Ihrer Interpretation zeigten sich Sängerinnen und Sänger gewachsen. Besonders „Unser lieben Frauen Traum“ und das „Agnus Dei“ wurden eindringlich und mit großem Sinn für Phrasierung und Dynamik vorgetragen.
Für Max Regers „Lyrisches Andante“ fanden die Streicher den richtigen Ton im Übergang von seidigen, abgedämpften Akkorden hin zu intensivem Bogenspiel. Ein Coup gelang Sängern und Musikern mit Arvo Pärts „Da pacem Domine“. Der estnische Komponist schrieb das Chorstück zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Madrid in 2004.