CHOR UND ORCHESTER BEGEISTERN PUBLIKUM

Jutta Schreiber-Lenz, Solinger Tageblatt vom 13.04.2016

Haydns Jahreszeiten im Theater aufgeführt.

Nach dem finalen Ton des Winters brauste donnernder Applaus auf und lockte Solisten, Generalmusikdirektor (GMD) Peter Kuhn und Chorleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock immer wieder auf die Bühne. Mit Chor und Orchester der Bergischen Symphoniker nahmen sie lächelnd die Ehrungen für ein imposant und berührend inszeniertes Klangerlebnis entgegen, das bei manch einem im gut dreiviertel besetzten Konzertsaal für „Gänsehautfeeling gesorgt haben mag.

Zweieinhalb Stunden Spieldauer hat Haydns monumentales Spätwerk, die „Jahreszeiten“, in dem er mit großer Klangfarbenvielfalt und einem lebhaften Mix aus Chorstücken, Instrumentalpassagen, Rezitativen und Arien arbeitet. Blick und Ohr des Auditoriums sollen auf den „reinen“ Blick der Landbevölkerung auf die Jahreszeiten als Kreislauf der Natur gelenkt werden.

Ein Frühling, der Mühe hat, sich vom hartnäckigen Winter zu befreien, ein schwüler Sommer mit befreiendem Hitzegewitter, der Herbst mit „besoffener Fuge“ beim neuen Wein und ein düsterer Winter mit geistlich-nachdenklichen Philosophien hin zur Ewigkeit.

GMD Kuhn agierte in doppelter Funktion: Neben seinem lebhaften und sensibel-mitreißenden Dirigat begleitete er am Cembalo die gesungenen Rezitative der Solisten selber und ließ Zeitstress nicht aufkommen: Manches Mal klemmte er den Taktstock zwischen die Zähne, um die Hände für die Tasten frei zu haben.

Peter Kuhn klemmte kurzerhand den Taktstock zwischen die Zähne

Der Chor überzeugte als fulminanter Klangkörper, der beispielsweise hinter jede Jahreszeit durch seinen phantastischen Gesang des klassisch-symphonischen Werks mit unverkennbarer Traditionsanknüpfung an die barocke Kontrapunktik ein berührendes Ausrufungszeichen setzte. Annika Boos (Sopran), Uwe Stickert (Tenor) und Torben Jürgens leiteten als Hanne, Lukas und Simon gesanglich durchs musikalische Jahr. Jeder der drei wartete mit einer klangschönen, ausdrucksstarken Stimme und großer Virtuosität auf. „Keine Angst vor Prokofjew“ heißt das 9. Philharmonische Konzert am Dienstag, 24. Mai, ab 20 Uhr im Konzertsaal . Dazu gibt es vorher ab 19.15 Uhr einen Einführungsvortrag von Astrid Kordak.