MIT ZUVERSICHT NACH VORN BLICKEN

Alexander Riedel, Rheinische Post vom 24.04.2017

Wie verfolgen Sie die parteiübergreifende Diskussion in Remscheid über den Fortbestand der Symphoniker?

Daams Sehr intensiv. Das Orchester hat nur eine Zukunft, wenn beide Trägerstädte zu ihm stehen. Die Diskussionen sind zweifellos auch belastend für die Musiker. Sicherlich muss man dazu sagen, dass auch Remscheid ein Haushaltsproblem hat, das sogar noch etwas schärfer ist als das in Solingen. Deshalb sind wir froh, dass mit dem Abschluss des Gesellschaftervertrags und dem Haustarifvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren Planungssicherheit geschaffen wurde.

Das Problem ist aber doch, dass die Kosten gestiegen sind…

Daams Dass das passiert, musste man ja wissen, wenn man Personal beschäftigt und durch die Abschlüsse im öffentlichen Dienst jedes Jahr Lohnerhöhungen fällig werden. Zudem sind die Möglichkeiten einer Einnahmeerhöhung ausgereizt. Die Bergischen Symphoniker sind vermutlich das am stärksten ausgelastete Orchester in ganz Deutschland. Von 210 theoretisch möglichen Orchesterdiensten hat es im letzten halben Jahr 207 geleistet. Das zeugt auch von der hervorragenden Arbeit des Geschäftsführers (Stefan Schreiner, die Redaktion).

Was bedeutet das alles für die Zukunft?

Daams Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts gibt es eine Bestandsgarantie. Natürlich würde ich mir eine tragfähige Lösung auch darüber hinaus wünschen. Der Gesellschaftervertrag läuft zunächst unkündbar bis zum Ende des Haustarifvertrages. Danach gibt es eine fünfjährige Kündigungsfrist.

Was passiert, wenn eines Tages doch das Aus für die Bergischen Symphoniker in dieser Form kommt? Käme etwa eine Fusion mit dem Wuppertaler Orchester in Frage?

Daams Die Debatte um Wuppertal gib es schon lange. Aber sie führt zu nichts. Würde man die Orchester zusammenlegen, entstünde ja ein Ensemble, das größer ist als das in Wuppertal. Das wäre dann zwingend ein A-Orchester, das nach einem höheren Tarif bezahlt wird. Daher würde durch eine Fusion die finanzielle Belastung für Solingen und Remscheid steigen, während gleichzeitig die Leistungsfähigkeit abnehmen würde.

Welche Alternativmodelle gibt es?

Daams Es gibt viele sinnvolle Möglichkeiten der kulturellen Zusammenarbeit im bergischen Städtedreieck. Dazu gehört eine offene Diskussion über eine umfassende Kooperation in den Bereichen Theater und Orchester. Es macht beispielsweise Sinn, über eine Bergische Kulturgesellschaft nachzudenken, die die Programme gestaltet und in der sich die beiden Orchester gegenseitig unterstützen.

Themenwechsel: Sie sind auch Vorsitzender des Chores der Bergischen Symphoniker. Wie entwickelt der sich?

Daams Die Mitgliederzahl ist zuletzt von 69 auf 81 gestiegen. Mit dabei ist auch eine ganze Reihe junger Menschen. Die Altersspanne liegt bei uns zwischen 15 und 80 Jahren. Wir freuen uns über jeden Musikbegeisterten, der zu uns stößt. Wichtig ist, dass man im Chorgesang geübt ist und Noten lesen kann. Wir singen ja ein philharmonisches Repertoire.

Wie gehen Sie eigentlich mit der Kritik an Generalmusikdirektor Peter Kuhn um? Das Programm sei nicht populär genug, heißt es aus Teilen der Politik.

Daams Ich halte die künstlerische Arbeit und auch die Auswahl von Peter Kuhn für hervorragend. Er schafft eine sehr gute Mischung aus bekannten Werken und neuen, manchmal auch herausfordernden Werken. Ein Programm nur aus klassischen Schlagern wird schnell langweilig. Orchester, die diesen Weg gegangen sind, haben das gemerkt. Im ersten Jahr zieht das vielleicht noch ein großes Publikum an, im zweiten lässt das Interesse schon nach und im dritten haben Sie einen leeren Konzertsaal. Es ist doch spannend, Neues zu zeigen.

Passt in diese Linie auch die neue Konzertreihe „On Fire“, die in der kommenden Spielzeit mit einer Mischung aus Klassik und moderner Musik aufwartet?

Daams Ja. Wir unterstützen dieses Crossover-Projekt, weil wir es für eine wichtige Ergänzung zum sonstigen Programm halten. Es gibt uns die Möglichkeit, Publikum zu gewinnen, das sonst nicht die Bergischen Symphoniker besucht, auch wenn dadurch nicht zwingend die Besucherzahlen für die klassischen Konzerte steigen. Ich bin sehr gespannt auf das erste Konzert mit Max Mutzke. „On Fire“ ist eine überaus interessante Geschichte, die im Übrigen von Musikern selbst initiiert wurde. Das beweist wiederum das große Engagement innerhalb der Bergischen Symphoniker.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Quelle: R