Brahms Requiem reißt mit

BRAHMS-REQUIEM REISST MIT

Daniel Diekhans, Remscheider Generalanzeiger vom 05.11.2016

Es war Musik, der man sich nicht entziehen konnte. Der Chor der Bergischen Symphoniker sang das „Deutsche Requiem“ des Komponisten Johannes Brahms und packte damit sein Publikum. Am Ende des Konzerts in der Lutherkirche erhoben sich die Zuhörer, jubelten und applaudierten begeistert. Wie stark Brahms‘ Musik wirkt, war auch den gut 70 Sängern anzumerken. Neben bekannten Gesichtern sah man im Chor viele junge Sänger, die voller Freude bei der Sache waren. Chorleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock war mehr als zufrieden. Ja, sagte er nach der Aufführung, der Chor habe sich verjüngt. „Und ich denke, das hört man auch.“ Die Bibeltexte, die Brahms in seiner Totenmesse vertont, haben bis heute etwas Tröstliches. Denn sie bringen die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod in musikalisch vollendeter Form zum Ausdruck. Diese frohe Botschaft konnte der Chor, unterstützt von den Bergischen Symphonikern, rüber bringen. Denn ihre Worte („Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“) artikulierten die Sänger ebenso genau wie nachdrücklich. Unter Leitung von Eick-Kerssenbrock gelangen Chor und Orchester ein großer Spannungsbogen, bei dem zuerst die Hinterbliebenen („die da Leid tragen“) und schließlich die Toten besungen wurden.

Eine Leistung für sich war die Interpretation von „Denn alles Fleisch ist wie Gras“. Den Marsch, bei dem Pauken den Rhythmus markierten, gestaltete der Chor in sich steigernder Dramatik – von halblauten Tönen bis zum mächtig anschwellenden Fortissimo. Sensibel gaben die Sänger die Zäsuren des Textes wieder. Das Fleisch vergehe. Umso wuchtiger klang dann der Satz vom „Herren Wort“, das in Ewigkeit Bestand hat. Schließlich triumphierte der gut aufgelegte Chor mit „ewiger Freude“ und da huschte über manche Gesichter ein Lächeln. Die beiden Solisten wussten ebenfalls Textverständlichkeit und Ausdruckskraft in Einklang zu bringen. Mit durchdringender, kompakter Stimme sang Bariton Tobias Scharfenberger seine Partie. Bei „Denn wir haben hie keine bleibende Statt“ – dem Auftakt zum Finale – entspann sich ein intensiver Wechselgesang zwischen Solist und Chor. Magdalene Harer verfügte über einen Sopran, der noch in lichten Höhen sicher und beweglich klang. Damit konnte sie in „Ihr habt nun Traurigkeit“ singend tatsächlich Trost spenden.

Dass im „Deutschen Requiem“ eine Sinfonie steckt, zeigten die Bergischen Symphoniker. Druckvoll und zugleich nuanciert spielten sie die Instrumentalpassagen, die der Komponist in die Chorsätze einarbeitete. Auch im Zusammenspiel mit dem Chor überzeugten die Musiker. Nur ein, zwei Mal drohte das Orchester die Sänger zu übertönen. Was die Leistung von Dirigent Ulrich Eick-Kerssenbrocknicht geringer machte. Manchmal schien ihn die Musik, die er entfachte, selbst mitzureißen. Es schüttelte ihn und er sang die Chormelodien mit. Beim Applaus mischte er sich unter seine Sänger „Das war sehr ausdrucksstark“, meinte Zuhörer Dietmar Sebel. „Das Stück, wo die Sopranistin ihr Solo hatte, hat mich besonders stark gerührt.“ „Die ganze Aufführung war etwas Besonderes“, sagte Ursula Kraus. Marion Wißmann freute sich über den „unglaublich guten Chor“.