SYMPHONIKER-CHOR: FRISCHER ELAN UNTER NEUEM DIRIGENTEN WITOLF WERNER

Daniel Diekhans, RGA vom 28.11.2021

200 Gäste verfolgten das Konzert im Teo Otto Theater – und erlebten, wie der Chor endlich wieder glücklich sein darf.

Singen macht glücklich – das weiß jeder, der schon mal in einem Chor gesungen hat. Auf dieses Glück musste der Chor der Bergischen Symphoniker lange ver- zichten. Corona erzwang auch hier eine Pause von über einem Jahr. Umso schöner, dass dem Chor aus der Pandemie heraus ein Neustart gelungen ist. Treibende Kraft ist sein frisch ernannter Chef Witolf Werner, der bereits zahlreiche Ensembles, zuletzt an der Wiener Staatsoper geleitet hat.

Für Adventskonzerte in Remscheid und Solingen nahm Werner die Proben wieder auf. Den neu gewonnenen Elan hörte man den Choristen direkt an, als sie am Vorabend des 1. Ad- vents mit den Bergischen Symphonikern und Sopranistin Christiane Linke im Teo Otto Theater auftraten. Untrennbar verbunden mit Advent – also der Zeit, in der sich Christen auf Weihnachten vorbereiten und besinnen sollen – ist der Wunsch „nach Frieden auf Erden“. Entsprechend eröffnete „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Mendelssohn Bartholdy das Programm.

Rund 200 Gäste erlebten einen Chor, der präzise geführt von Werner in allen Stimmgruppen gut disponiert war und sich schließlich im strahlenden Tutti präsentierte. Noch differenzierter, expressiver kam Mendelssohns Vertonung des 42. Psalms daher. Ob a cappella oder vom Orchester begleitet – die Stimmen gestalteten den Text nuanciert und verständlich. Christiane Linke, die dem Chor der Bergischen Symphoniker als Stimmbildnerin eng verbunden ist, fügte sich überzeugend ein. In dramatischer Aufwallung trug sie die Zweifel des Betenden vor. Dem setzte der Schlusschor ein volltönendes „Harre auf Gott!“ entgegen.

Den Wechsel von der Advents- zur Weihnachtsmusik machte Linke augenfällig, als sie für Adolphe Adams „O Holy Night“ in einem goldgewirkten Kleid auf die Bühne kam. Wesentlich üppiger fiel nun auch der Orchesterklang aus. Triangel, Röhrenglocken, Glockenspiel – Dirigent Werner erweiterte kontinuierlich die Farbpalette. Wobei es sich nicht um tausendfach gehörte Klassiker handelte, sondern um die weniger bekannten „Christmas Carols“ von John Rutter. Mit „The very best time of the year“ gaben Sängerinnen und Sänger der Vorfreude auf die Festtage Ausdruck. Voller Schwung „Shepherd’s Pipe Carol“, bei der sich die Stimmen kanonartig auffächerten und die Symphoniker satte Flöten- und Geigentöne beimischten. Die Pop-Affinität des 1945 geborenen Briten zeigte sich auch bei besinnlichen Stücken wie „Mary’s lullaby“. Der Chor kam selbst bei rhythmisch kniffligen Passagen nicht aus dem Takt.

„Schön!“, „Bravo!“ – die Publikumsreaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Rauschen- den Applaus bekam Linke für das „Lied an den Mond“, Highlight von Dvoráks Oper „Rusalka“. Holzbläser und Streicher-Pizzicato leiteten über zum eindringlichen zweiten Teil, bei dem Linkes Stimme mühelos die Tonleiter hinaufsprang. Vor dem weihnachtlichen Finale trat Werner ans Pult, um das Orchesterzwischenspiel aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ zu dirigieren.