Beim diesjährigen Kirchenkonzert im Advent beeindruckten Chor und Orchester der Bergischen Symphoniker mit Rutters „Magnificat“ und Gjeilos „Sunrise Mass“ das Publikum.
SOLINGEN | Sitzend applaudieren genügte nicht. Schnell hatten sich nach dem letzten Klang Einzelne im Saal erhoben, um ihrer Begeisterung mit stehenden Ovationen Ausdruck zu verleihen, im Nu folgte ihnen der Rest des Publikums. Dennoch dauerte dieser Sturm der Zustimmung nicht allzu lange. Es schien, als wollten sich die Zuhörer die nachhallenden Klänge des Konzerts noch ein wenig bewahren und nicht durch neue Geräusche innerlich „zertrampeln“ lassen. Insbesondere die am Ende erklungene „Sunrise Mass“ von Ola Gjeilo hatte auf eine metaphysische Reise mitgenommen und war musikalisch vom Himmel zur Erde geschwebt.
Begonnen beim achtstimmigen mit „The Spheres“ überschriebenen ersten Satz bis zur „Identity“, dem „Sanctus“, machten die Klänge nahezu atemlos. Es gab kaum jemanden in der fast voll besetzten Evangelischen Stadtkirche am Fronhof, der nicht andächtig und hingerissen lauschte und sich nicht vollständig diesem außergewöhnlichen Klangerlebnis hingab.
Die im Jahr 2008 komponierte „Sunrise Mass“ vereint schlichte Melodik, mit Dissonanzen angereicherte Harmonien und minimalistische Begleitmuster im Orchester zu einem harmonischen Zusammenklang, der nichts mit der experimentierfreudigen Avantgarde zu tun hat.
Witolf Werner, der für dieses Stück den Chor und ein auf die Streicher reduziertes Orchester gemeinsam leitete, schickte folgendes Zitat des Komponisten voran: Ich glaube, was die Menschen von Natur aus unwillkürlich empfinden wollen, ist Transzendenz, Lösung und das Gefühl von Erlösung, Freude und Frieden, welches das Auflösen von Zwietracht bringen kann.“
Schon zuvor hatten Chor und Orchester es in der Kirche musikalisch leuchten lassen. John Rutters „Magnificat“ vereinte auf bemerkenswerte Weise lateinamerikanische Rhythmen, englische Weihnachtslieder und gregorianische Hymnen zu einem runden Ganzen, das in der Kirche zu einem echten klanglichen Genuss wurde.
Fröhlich-festliche, pompöse und überschäumende Klänge wechselten sich mit zarten und filigranen Passagen ab. Ein knallendes „Magnificat“ als großangelegte Chorpartie stieß sozusagen das Tor zur Musik auf und ließ das Auditorium – bildlich gesprochen – mit beiden Beinen zugleich ins akustische Geschehen hineinspringen. Betörend-(be)sinnlich dagegen erklang zum Beispiel „Et misericordia“ , ein lyrischer Dialog zwischen Solo-Sopranistin Christiane Line und Chor. Die durchgängig glanzvolle Instrumentierung strahlte unter anderem durch viele Fanfaren und effektvolle Paukenschläge. Aber auch Flöte, Oboe und Klarinette kamen oft solo zum Einsatz.
Termin: Ein weiteres Konzert von Orchester und Chor der Bergischen Symphoniker gibt es am 21. Dezember im Rahmen der On Fire-Reihe. Beginn im Theater und Konzerthaus: 19.30 Uhr.